1950 fanden nur 43 Prozent der Geburten in Deutschland in Krankenhäusern statt. Ein Baby zu Hause statt in der Klinik zu bekommen, war in der Generation unserer Großeltern somit ganz normal. Heute werden ca. 98% aller Kinder in der Klinik geboren.
Deine Geburt ist aber keine Statistik, sondern ein einmaliges und ganz individuelles Ereignis. Deine Entscheidung, wo du dein Kind zur Welt bringst, hängt maßgeblich von deinen Vorlieben und besonders deinem Sicherheitsgefühl ab. Brauchst du einen Arzt, um im Vertrauen einer guten Geburt zu sein oder ist dir eine vertraute Umgebung und eine ruhige Atmosphäre wichtiger? Wir stellen wir dir in diesem Artikel sämtliche Optionen für deine Geburt vor, damit du die für dich bestmögliche Wahl treffen kannst. Jede Option verdient es, dass du dich mit ihr beschäftigst.
Grundsätzlich gibt es verschiedene Optionen für den Geburtsort deines Babys:
Stellt man sich eine Geburt im Kopf vor, denkt fast Jeder zunächst an eine Klinik mit vielen verschiedenen Helfern um die werdende Mama herum, eine gewisse Hektik und grelles Licht. Filme unterstützen uns bei der Verfestigung dieser Bilder. Tatsächlich werden bei einer Geburt kaum andere Menschen benötigt. Eine Hebamme ist immer an deiner Seite. Ohne ihre Anwesenheit darf ein Arzt in Deutschland keine Geburt durchführen. Arzte hingegen werden tatsächlich nur im Fall von Komplikationen benötigt. Macht euch bewusst, dass ihr selbst, allein schon aus evolutionärer Sicht, alles in euch habt, was es für eine erfolgreiche Geburt braucht.
Und dennoch ist in Deutschland aktuell jede 3. Geburt ein Kaiserschnitt. Im Fall von schweren Komplikationen rettet diese Methode oftmals sowohl Kind als auch Mutter das Leben. Ob dieses hohe Überlebensrisiko jedoch bei jeder 3. Geburt besteht, darf bezweifelt werden. Auch in einer Klinik habt ihr immer ein Mitspracherecht, wie die Geburt verläuft. Bereitet euch gemeinsam mit eurem Partner mit Hilfe eines Geburtsplan und potenziellen Fragen an die Ärzte auf alle Szenarien vor.
Der klare Vorteil von einer Geburt in der Klinik ist die unmittelbare Verfügbarkeit von sämtlicher medizinischer Unterstützung. Wenn ihr das benötigt, um euch der Geburt entspannt hinzugeben (in entspanntem Zustand öffnet sich der Körper), dann ist es die richtige Wahl für euch.
Verläuft eure Schwangerschaft ohne Komplikationen, dann kann euer Baby auch zu Hause zur Welt kommen. Der Gedanke mag zunächst etwas merkwürdig klingen, doch bei etwas genauerer Betrachtung sprechen einige Argumente für diesen Weg.
Um mit einem Mythos aufzuräumen: Statistisch gesehen ist eine Hausgeburt genauso sicher wie eine Klinikgeburt. Über 99% aller Geburten enden mit einem lebendigen Baby im Arm. Die tatsächliche Geburtszeit ist bei einer Hausgeburt kürzer als in einer Klinik (mit Ausnahme von Kaiserschnitten).
Im Fall von Komplikationen während der Geburt verlegt die Hebamme die werdende Mutter in die Klinik, um weitere medizinische Versorgung sicherzustellen. Dafür habt ihr im Vorfeld schon die nächstgelegenen Kliniken herausgesucht und das Auto getankt.
Grundsätzlich braucht jede Hausgebährende eine Hebamme, die sie während der Geburt begleitet. Diese Hebamme begleitet euch im Normalfall bereits in der Schwangerschaft und kennt euch und eure Erwartungen an die Geburt sehr gut. In der Regel kommt zur Geburt eine weitere Hebamme als Unterstützung hinzu.
Der Körper der Frau ist grundsätzlich dafür gemacht, um einem Kind das Leben zu schenken – sogar ohne große Schmerzen. Dafür ist es wichtig, dass die Frau entspannt und im Moment ist. Viele Frauen schaffen dies in ihrer vertrauten Umgebung leichter. Das Ambiente kann individuell mit Kerzen und Lieblingsmusik gestaltet werden – ganz so wie ihr euch wohlfühlt. Auch euer Partner kann eine deutlich aktivere Rolle einnehmen, als es ihm in der Klinik möglich ist.
Nach erfolgreicher Geburt führt die Hebamme die erste U-Untersuchung durch und die Familien können sich in ihren eigenen 4-Wänden zurückziehen. Dies empfinden viele Familien als besonders wertvoll.
Ganz entscheidend für eine erfolgreiche Hausgeburt ist euer Sicherheitsgefühl und euer Vertrauensverhältnis zu der Hebamme. Dies muss intakt sein, da ihr aufeinander angewiesen seid – mehr noch als in der Klinik.
Übrigens räumen die Hebammen nach der Geburt euer zu Hause auf, sodass ihr euch darum nicht kümmern müsst.
Der Mittelweg zwischen Klinik und Hausgeburt ist ein Geburtshaus. Ein Geburtshaus ist eine von Hebammen geleitete Einrichtung, in welcher euer Kind in ruhiger und wohnlicher gemütlicher Atmosphäre zur Welt kommen kann. Voraussetzung ist auch hier eine Schwangerschaft ohne Komplikationen. In Deutschland gibt es aktuell ca. 80 solcher Häuser.
Ein Geburtshaus spricht die Familien an, welche die sterile Umgebung einer Klinik abschreckt und die sich doch mehr medizinische Absicherung als bei einer Hausgeburt wünschen. Im Geburtshaus sind mehrere erfahrene Hebammen anwesend und eine Klinik in der Nähe. Auf euren Wunsch hin kann sogar ein Arzt anwesend sein, welcher im Fall der Fälle einspringt.
Neben dem Geburtszimmer gibt es in manchen Häusern auch Wochenbettstationen, wo sich Mutter und Kind nach der Geburt noch einige Tage ausruhen können und betreut werden. Die Regel ist aber eine ambulante Geburt im Geburtshaus, bei der du nach einigen Stunden wieder nach Hause entlassen wirst.
Taucht gern etwas tiefer in diese Thematik ein und findet den für euch optimalen Ort. Die Auseinandersetzung mit dem Thema ist es wert – jede Geburt ist einmalig wird euch für immer in Erinnerung bleiben.
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